von Gert Fischer | Okt., 2025 | berühmte Bonner, DE, Geschichte, Sehenswürdigkeiten
2025 feiert die „Fördergesellschaft für den Alten Friedhof Bonn e.V.“ ihr 50-jähriges Bestehen. Dazu gratulieren die Bonn Greeters herzlich! Mit seiner Arbeit leistet der Verein einen wichtigen Beitrag zum Erhalt und zur Pflege einer der bedeutendsten historischen Sehenswürdigkeiten Bonns.
Der heute so genannte „Alte Friedhof“ ist leicht zu übersehen. Von Mauern umgeben, liegt er eingeklemmt zwischen drei Hauptverkehrsstraßen und der Bahntrasse. Sein Eingang befindet sich am Anfang der Bornheimer Straße fast unmittelbar neben dem Stadthaus. Wer dieses Tor durchschreitet, betritt eine andere Welt. Im Schatten hoher Bäume ducken sich Gräber aus vergangenen Zeiten. Verwitterte Grabsteine und verrostete schmiedeeiserne Kreuze prägen das Bild. Einige stehen schief. So manche Grabstätte wird offensichtlich nicht mehr gepflegt, ist überwuchert. Der Verkehrslärm tritt zurück, und Vogelgezwitscher dominiert. Kein Wunder, dass hier hin und wieder Spielfilme ihre Kulisse finden. Da werden dann die Nebelmaschinen angeworfen, und unheimliche Gestalten schreiten durch die Nacht. Das Geratter der Eisenbahn wird natürlich ausgeblendet.
		
		
Den Friedhof gibt es seit 1715. Damals lag er unmittelbar außerhalb der Stadtbefestigung. Seinen bis heute dreieckigen Grundriss verdankt er der Straßengabelung, in die Kurfürst Joseph Clemens – eher bekannt als der Bauherr des Bonner Stadtschlosses, der heutigen Universität – ihn hat legen lassen. Er war zunächst für Soldaten, Fremde und arme Leute vorgesehen; jenen Personenkreis also, dessen Familien nicht über Grabstätten auf den innerstädtischen Kirchhöfen verfügten. 1787 stieg er dann zum einzigen Friedhof der Stadt auf: Kurfürst Max Franz ließ die Pfarrkirchhöfe schließen und machte ihn zum „allgemeinen Begräbnisplatz“. Dahinter stand die Erkenntnis, dass von den überbelegten Kirchhöfen eine Gesundheitsgefahr für die Stadtbevölkerung ausging. In dieser Hinsicht war Bonn seiner Zeit voraus. In den meisten anderen rheinischen Städten wurden solche Maßnahmen erst während der französischen Herrschaft nach 1794 angeordnet.
Seine Funktion als „der“ Bonner Friedhof hat der Alte Friedhof bis zu seiner Schließung im Jahr 1884 behalten. Ab diesem Zeitpunkt durften nur noch Beerdigungen stattfinden, wenn die Familie bereits über eine Grabstätte auf dem Gelände verfügte, denn es gab keine Erweiterungflächen mehr. Die Bebauung war von allen Seiten an den Friedhof herangerückt.
Hier ist nicht der Ort, um im Einzelnen auf wichtige Grabstätten einzugehen. Eine Informationstafel am Eingang und die Internetseite der Fördergesellschaft liefern Pläne und eine detaillierte Übersicht. Da gibt es viel mehr zu entdecken als die Gräber von Beethovens Mutter, von Clara und Robert Schumann, Barthold Georg Niebuhr oder Ernst Moritz Arndt, denn der Alte Friedhof ist ein Spiegel der Geschichte des bürgerlichen Bonn im 19. Jahrhundert. Neben den Grablegen bekannter und unbekannter Bonner Familien spielen die Ruhestätten der Professoren der Universität eine große Rolle. Dieser Teil des Friedhofsregisters liest sich wie ein „Who is Who“ der damaligen deutschen Gelehrtenwelt. Über die ganze Anlage verteilt finden wir auch Spuren der für die Sozialgeschichte der Stadt wichtigen britischen Kolonie. Ein wenig versteckt liegen die Gräber von französischen Soldaten aus dem Krieg von 1870/71. Dazu kommt die kunsthistorische Dimension. Ein Rundgang ist immer auch eine Reise durch die repräsentative Begräbniskultur des 19. Jahrhunderts. Besonders wichtig auch die Friedhofskapelle – im 13. Jahrhundert als Kapelle der Deutschordenskommende von Ramersdorf entstanden und in den 1840er Jahren als ein frühes Beispiel von Denkmalschutz nach hier transloziert – und das ehemalige Marktkreuz des mittelalterlichen Marktes von Dietkirchen im Bonner Norden.
		
		
Zu den Kostbarkeiten des Alten Friedhofs gehört auch der Baumbestand, der teilweise bis weit ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Hier werden Probleme sichtbar: An manchen Stellen konkurrieren Denkmal- und Naturschutz, denn die Baumwurzeln bedrohen historische Grabstätten. Nirgendwo wird das deutlicher als am Grab von Ernst Moritz Arndt, wo die von ihm selbst vor vor fast 200 Jahren gepflanzte Eiche dabei ist, die Grabsteine umzustürzen.
Eine anderes Problem besteht darin, dass die Mehrzahl der Grabstätten nicht mehr belegt wird. Die Familien sind ausgestorben oder beerdigen ihre Mitglieder mittlerweile woanders. Damit ist die Zeit so gut wie stehengeblieben. Für die Stadt ist das eine große Herausforderung, denn sie kann zwar die Anlage als Ganzes bewahren, hat aber nicht die Mittel, um außer den Ehrengräbern die zahllosen nicht mehr genutzten Gräber zu pflegen, geschweige denn, die Grabsteine zu erhalten. Andererseits verbietet sich ein „Abräumen“ nach Auslaufen der Liegezeiten, wie es auf normalen Friedhöfen üblich ist, wegen der historischen Bedeutung des Ortes und wegen des bestehenden Denkmalschutzes. Zur Auflösung dieses Dilemmas trägt die Fördergesellschaft bei. Sie kümmert sich nicht zuletzt um die Restaurierung von historisch oder kunsthistorisch bedeutsamen Gräbern.
Eine andere Möglichkeit sind die durch den Verein vermittelten „Grabpatenschaften“. Dabei übernehmen die Paten die Pflege eines herrenlosen Grabes bis hin zur Restaurierung des Grabsteins und erwerben damit das Recht von der Stadt Bonn, sich am Tag X in diesem Grab bestatten zu lassen. Dass man bei einem solchen Handel zustimmt, unter einem fremden Grabstein zu liegen und sich auf ein bescheidenes Steinkissen mit dem eigenen Namen zu beschränken, mag nicht jedermanns Sache sein. Und manche halten es auch für morbide, wenn jemand das eigene Grab schon zu Lebzeiten pflegt. Meine Frau und ich finden es jedoch irgendwie beruhigend zu wissen, wo wir einmal landen werden – wenn nichts dazwischen kommt.
				
					
			
					
											
								
							
					
															
					
					 von Ursula Dillenburger-Brendt | Okt., 2025 | Bonner Brands, DE, Musik, Veranstaltungen
Telekom Beethoven Competition 4. bis 13.12.2025
Im Dezember wird Bonn wieder zum internationalen Zentrum der Klavierwelt. In der Geburtsstadt Beethovens fordert die renommierte Telekom Beethoven Competition zum 11. Mal seit 2005 herausragende klassische Pianist:innen aus aller Welt im Alter von 18 bis 32 Jahren zum Wettbewerb um die ersten drei Plätze heraus.
Eine international besetzte Auswahlkommission unter Pavel Gililov,  künstlerischer Leiter und Jurypräsident des Wettbewerbs, hat die 28 Teilnehmer:innen im Frühjahr 2025 handverlesen ausgewählt. Diese bereiten sich seitdem auf die Competition vor, denn das Repertoire ist maximal anspruchsvoll, die Anforderungen und Erwartungen sind extrem hoch und die Konkurrenz hart. Die Hälfte der Ausnahmetalente kommt aus Asien, davon alleine sieben aus Südkorea, während Europa mit acht Kandidat:innen vertreten ist, darunter Jonas Stark aus Deutschland.
Der Wettbewerb beginnt im Konzertraum der Telekom Zentrale (Friedrich-Ebert-Allee 140, 53113 Bonn)  und ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Jeder Musikliebhaber hat die phantastische Chance, dem Wettbewerb beizuwohnen. Der Eintritt  –  nur zwischen den einzelnen Vorspielen gestattet –  ist kostenfrei und sollte man bis zum Einlass ein bisschen warten müssen, so ist das kein Problem, da die Wettbewerbsrunden und Konzerte per Livestream in alle Welt übertragen werden, so auch in die Lounge der Telekom, wo man bei einer Tasse Kaffee zum Zuhören Platz nehmen kann.
In der 1. Runde, Freitag, 5., bis Sonntag, 7. 12.,  spielen alle 28 Teilnehmer:innen  vor. (Zeit: 10 – ca. 21 Uhr)  Auf dem Programm stehen ein Präludium und Fuge von Johann Sebastian Bach und eine der letzten drei Sonaten  sowie ein weiteres Werk von Ludwig van Beethoven. Herrliche Klavierwerke, mit Sicherheit wunderbar  gespielt! Es lohnt sich hinzugehen, zuzuhören und zu vergleichen. Daumen drücken nicht vergessen! Denn aus den Wettbewerber:innen wählt die hochkarätig besetzte Jury die herausragenden zwölf Talente aus.
In der zweiten Runde, Montag, 8., und Dienstag, 9. Dezember, sind die verbliebenen 12 Pianist:innen wieder dabei. (Zeit:10 – ca. 21 Uhr) Der Wettbewerb sieht die Interpretation einer Sonate, bzw. Variationen von Ludwig van Beethoven sowie ein Klavierwerk der Romantik vor. Die Zuhörer, die  zum Teil sehr engagiert und regelmäßig den Wettbewerb begleiten, sind inzwischen Feuer und Flamme, diskutieren in den Pausen lebhaft, wer am meisten überzeugt und jeder hofft, dass sein Favorit, seine Favoritin weiterkommt. Doch die Jury wird entscheiden, welche sechs der Teilnehmer:innen zum Semifinale zugelassen werden. Das Ergebnis erfährt das Publikum am nächsten Morgen.
Denn das Halbfinale für die 6 Ausgewählten ist bereits Mittwoch, 10. Dezember. (Zeit:10 – 19 Uhr) Hier stehen eine weitere Sonate von Beethoven sowie ein modernes Werk aus dem 20. Jahrhundert auf dem Programm. Es wird immer spannender! Denn nur die drei bei diesem Vorspiel hervorragenden Pianist:innen bezwingen die Wettbewerbsrunden. Sie erhalten dann die Chance, in zwei weiteren Konzerten ihr Können in einem anderen Kontext zu zeigen.
Beim Kammermusikfinale,  Freitag, 12. Dezember, spielen die 3 Finalist:innen zusammen mit Mitgliedern des Beethoven Trio Bonn. (19 Uhr) Hier sollen Sie ihre Sensibilität im musikalischen Zusammenspiel sowie ihr Gespür für Balance und Klangkultur unter Beweis stellen. Doch es beginnt erst einmal mit dem Solovorspiel eines zeitgenössischen Werkes aus dem 21. Jahrhundert und danach wird zusammen mit  Mikhail Ovrutsky (Violine) und Grigory Alumyan (Violoncello) ein Klaviertrio von Ludwig van Beethoven vorgetragen.  Mit derart kontrastierenden Musikstücken verspricht das Konzert interessant zu werden. Übrigens sind die hier gespielten Werke sind die einzigen während des gesamten Wettbewerbs, die nicht auswendig vorgetragen werden müssen. (Für den Besuch des Kammermusikfinales sind Eintrittskarten erforderlich) 
Der absolute Höhepunkt der Telekom Beethoven Competition ist zweifelsohne das Orchesterfinale mit den drei Finalist:innen, Samstag, 13. Dezember. (neuer Ort: Telekom Forum, Landgrabenweg 151, 53227 Bonn, 19.00 Uhr) Hier stehen die drei Anwärter:innen auf den Sieg gemeinsam mit dem Beethoven Orchester Bonn auf der Bühne und und spielen je ein Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven unter der musikalischen  Leitung von Oksana Lyniv. Das genaue Programm ist bis dahin unbekannt, denn die Jury entscheidet dem künstlerischen Profil und dem  Repertoire der Finalist:innen entsprechend, welche Werke diese spielen werden.
Bevor die drei Pianist:innen beginnen, stellen sie sich jeweils mit einem Video vor. So erfährt das Publikum ihren Ausbildungsgang und Wegbegleiter, einiges Privates sowie Vorlieben und Wunschvorstellungen.  Und dann setzen die großen Klavierkonzerte  ein! Für alle, die Beethovens Klavierkonzerte lieben und nicht genug davon bekommen können, ist dieses Orchesterfinale ein Muss! Mehr Beethoven Klavierkonzert geht nicht! (Auch hier sind Eintrittstickets erforderlich)
Wenn der letzte Ton verklungen ist, gibt es eine lange, lange Pause. Das Publikum fiebert im Foyer mit. Dann endlich erfolgt die Bekanntgabe der Platzierung der drei Finalist:innen durch die Jury. Die Verleihung der Preise, die von der Telekom gestiftet werden, bildet den feierlichen Abschluss des Konzertabends: Der 1. Preis ( 50.000€ ), der 2. Preis ( 25.000 € )  und der 3. Preis ( 10. 000 € ) werden offiziell bekanntgegeben und den Preisträger:innen überreicht.
Doch für die jungen Pianist:innen ganz sicher von größerer Bedeutung als die Preisgelder sind die Konzertengagements, die langfristige Unterstützung und das damit verbundene Netzwerk zu Konzerthäusern und Veranstaltern, die mit den ersten Plätzen verbunden sind. So geben z.B. die ersten beiden Gewinner:innen ihre Debütkonzerte beim Beethovenfest 2026, bzw. 2027 und der Sieger geht 2026 mit der Klassischen Philharmonie Bonn auf Konzerttournee durch Deutschland in über 10 Städte. Weitere Konzerte in Europa sind vorgesehen. Wie schön! Das gibt dem Publikum, das so mit den Nachwuchskünstler:innen gefiebert hat, die Möglichkeit, sie wieder zu hören und ihre Entwicklung zu verfolgen.
				
					
						 
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