Winterzeit ist Museumszeit. Hier kommt ein Tipp für eine interessante Ausstellung im Max-Ernst-Museum in Brühl‘

Winterzeit ist Museumszeit. Hier kommt ein Tipp für eine interessante Ausstellung im Max-Ernst-Museum in Brühl‘

100 Jahre Surrealismus: Ein Besuch der Alberto Giacometti Ausstellung im Max-Ernst-Museum in Brühl

Alberto Giacometti (1901-1966), der Schweizer Künstler und Bildhauer, ist den meisten bekannt, durch seine lang gestreckten, filigranen Figuren aus der Schaffensperiode nach 1945.

Giacomettis ‚boule suspendue‘ (Schwebende Kugel, 1930) ist im Entwurf als Bild und Skulptur zu sehen. Durch dieses wichtige Werk bekam er Zugang und Aufnahme in den Kreis der SurrealistInnen um André Breton. In seinem surrealen Werk spielen Gewalt und Tod, aber auch Körperlichkeit und  der Einfluss des Zufalls sowie die Wahrnehmung des Unbewussten eine wesentliche Rolle.

Unverkennbar in der Ausstellung ist auch die stilistische Handschrift von Max Ernst. Beide arbeiteten in benachbarten Ateliers in Paris und lernten sich so 1929 kennen. 1935 lud Giacometti Max Ernst in seine schweizerische Heimat Maloja ein. Nicht nur die Freundschaft der Künstler, auch ihre Skulpturen sind Zeitzeugen ihres surrealistischen Schaffens.

Bis zum 15.1.2025 ist diese wunderbare Ausstellung mit ihren über 70 Werken noch zu sehen. Weitere Informationen findest du auf der Website des Museums.

 

Eine Treppe von nationaler Bedeutung

Eine Treppe von nationaler Bedeutung

Die Freitreppe des Alten Rathauses hat bessere Tage gesehen. Ihre großen Auftritte sind rar geworden. Regelmäßig rückt sie nur noch am Karnevalssonntag in den Mittelpunkt, wenn die Karnevalisten zum Rathaussturm ansetzen. Dazu kommen seltene Ereignisse, in denen sie ihre frühere Bedeutung als große Bühne für kurze Zeit zurückgewinnt. So geschehen 2023, als die Telekom Baskets Bonn sich nach dem Gewinn der Champions League von ihren Fans auf ihr feiern lassen durften. Den Marktplatz füllen konnten die Jubelnden bei dieser Gelegenheit genauso wenig, wie die Jecken das am Karnevalssonntag schaffen. Da war Charles de Gaulle schon eine andere Nummer, als er sich am 5. September 1962 ins Goldene Buch der Stadt eintrug und danach unter Begeisterungsstürmen zusammen mit Konrad Adenauer auf die Freitreppe hinaustrat. Der Markt und der Bischofsplatz waren schwarz von Menschen, die bis weit hinein in die Sternstraße und die Wenzelgasse standen. Nach einer frei und auf Deutsch gehaltenen Rede schritt der damals akut attentatsgefährdete französische Staatspräsident zum Entsetzen seiner Sicherheitsleute die Treppe hinunter und nahm dann das, was wir heute ein Bad in der Menge nennen.

Vergleichbares hat die Rathaustreppe in Bonner Hauptstadtzeiten immer wieder erlebt. Von Theodor Heuss, der sich unmittelbar nach seiner Wahl zum ersten Bundespräsidenten von hier an das deutsche Volk wandte, über Kennedy 1963 und die Queen 1965 reicht die Liste bis hin zu Gorbatschow im Jahr 1989. Längst nicht alle Anlässe waren so spektakulär, und im Verlauf der Zeit zog auch Routine ein. Staatsbesuche waren, anders als noch in den sechziger Jahren, Alltag geworden. Trotzdem blieb die Rathaustreppe so etwas wie die Bühne der Bonner Republik. Der Grund war profan: Das Regierungsviertel lag abseits und es verfügte – Provisorium, das es war – über keine repräsentative Versammlungsfläche. Der Markt half aus.

Das gilt im übrigen auch für Demonstrationen. Bis in die achtziger Jahre hinein, als die Proteste gegen die Nachrüstung aufgrund ihres schieren Umfangs in den Hofgarten ausweichen mussten, war der Bonner Markt der wichtigste Demonstrationsort der Bundesrepublik Deutschland. Die Rathaustreppe spielte auch da manchmal eine Rolle – die vielleicht unrühmlichste am 10. April 1973, als Mitglieder der K-Gruppen im Schutz einer Studentendemonstration gegen den Besuch des südvietnamesischen Präsidenten in Deutschland das Rathaus stürmten – die Bedeutung dieser Begriffe für den Karneval mag ihnen nicht bewusst gewesen sein – und seine Einrichtung zu Klump schlugen. Danach ließen Sie sich, auf der Treppe stehend, von den Demonstranten feiern. Wir wohnten damals am Belderberg, und ich kann mich noch daran erinnern, wie die Demonstranten, im Sprunglauf untergehakt, vom Suttnerplatz kommend in die Rathausgasse einbogen und dabei den Namen Ho Chi Minhs skandierten. Der Rest ist Geschichte.

Revolutionär war es auf der Treppe schon viel früher: Am 20. März 1848 z.B. marschierte Gottfried Kinkel an der Spitze eines Zuges von Bürgern, Professoren und Studenten. Bewaffnet mit einer schwarz-rot-goldenen Fahne bestieg er die Freitreppe des Rathauses und sprach, wie Carl Schurz es ausdrückte, mit „wundersamer Beredsamkeit“. Weniger lebhaft ging es am 24. Oktober 1923 zu, als um 6 Uhr morgens, bezeichnenderweise fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit und unter dem Schutz französischer Soldaten, die „Rheinische Republik“ durch örtliche Separatisten von der Treppe aus proklamiert wurde. Der Spuk war mangels Unterstützung durch die Bevölkerung bald vorbei.

Die Bedeutung, die der Bonner Markt vor der Kulisse des Rathauses und mit der Rathaustreppe als natürlicher Bühne einst hatte, ist heute fast in Vergessenheit geraten. So erklärte der SWR jüngst, de Gaulle habe seine Rede im Hofgarten gehalten. Und Bonn erinnert sich auch nur hin und wieder an die Möglichkeiten, die das Rathauspanorama bietet. Ein großes Fest, bei dem die Bühne das Alte Rathaus verdeckt, ist eine vertane Chance. Am meisten aus den Möglichkeiten machen heutzutage noch die Brautpaare, die sich an dieser historischen Stätte trauen lassen. Gerne nutzen Sie die Freitreppe für das Spalier ihrer Gäste und bewahren so etwas von dem Charme des Ortes. Dumm nur der Ladeverkehr, der die schönen Bilder immer öfter stört. Dieser Eindruck mag subjektiv sein.

Hier erfahrt ihr mehr über die deutsch-französischen Beziehungen und de Gaulles Besuch in Bonn.