Wenn im tristen Monat November die Tage dunkler werden und feuchte Kälte die Stimmung trübt, dann gehe ich, bevor der Winterblues mich ereilt, auf den Weihnachtsmarkt. Rund um den Münsterplatz in Bonn sind Holzbuden aufgebaut und verbreiten eine heimelige Atmosphäre mit Weihnachtsdekoration und Lichterglanz. Es duftet verführerisch nach Glühwein, Zimt, gebrannten Mandeln und leckerem Essen, sodass unweigerlich der Stimmungspegel steigt.
Die Budenstadt zu Füßen des Bonner Münsters ist voller Gewimmel. Hier wirkt Enge heimelig. Ich fühle mich zurückversetzt in die Vergangenheit und stelle mir vor, wie unsere Bonner Vorfahren schon im ausgehenden Mittelalter auf diesen Platz kamen, um sich auf dem Markt für den kommenden Winter einzudecken, es sich bei Essen und Trinken gutgehen zu lassen und natürlich, um den neuesten Klatsch auszutauschen.
Das ist heute, mehr als ein halbes Jahrtausend später, nicht viel anders. In einem großen Teil der 160 Holzbuden zwischen Remigiusplatz, Münsterplatz und Friedensplatz kann man Schönes und Nützliches bis hin zu ausgefallener Handwerkskunst erstehen und so die benötigten Weihnachtsgeschenke für Familie und Freunde besorgen. Hier findet man Individuelles außerhalb der gängigen Warenhausangebote. Inspiriert durch die liebevoll dekorierten Auslagen entdeckt man Präsente, auf die man zuhause auf dem Sofa nicht kommen würde. Originelle Schmuckanhänger zum Beispiel oder doch gleich die handgestrickten Socken aus reiner Wolle für den Tochter, die immer kalte Füße hat? Und für die Freundin, die schon alles besitzt, geht ein bisschen neue Weihnachtsdeko doch immer!
Zwischendurch brauche ich eine Stärkung. Der Flammlachs, auf offenem Feuer zubereitet, duftet verführerisch, trotzdem kehre ich zurück zum rheinischen Klassiker, Reibekuchen mit Apfelkompott. Dazu weihnachtliche Klänge von allen Seiten. Das glückliche Kinderlachen aus Richtung des historischen Etagenkarussells erinnert mich an die lieben Kleinen aus der Familie. Für sie muss ich mich zwischen handgearbeitetem Holzspielzeug und einem niedlichen Perlgraupentier entscheiden. So langsam reicht die mitgebrachte Einkaufstasche nicht mehr. Aber auch dafür ist hier gesorgt. Wollte ich mir nicht schon seit langer Zeit so einen schönen Korb kaufen? Gedacht, getan – nun nur noch das handgeschöpfte Geschenkpapier besorgen und meine Weihnachtsmarktrunde war mehr als erfolgreich.
Darauf muss angestoßen werden! Entspannt Weihnachten entgegenblickend genehmige ich mir einen Eierpunsch, ein Getränk aus Weißwein, Eierlikör, Vanille und Zucker, heiß serviert und mit Schlagsahne garniert. Das klingt eigentlich furchterregend, ist aber überraschend lecker und jetzt genau das Richtige. Dass ich hier alleine stehe, macht überhaupt nichts. Nach kurzer Zeit, wir sind ja im Rheinland, schwärme ich mit meinem Nachbarn von der Vorweihnachtszeit in der Stadt Bonn.
Selbstverständlich ist das nicht mein einziger Weihnachtsmarktbesuch. Ich werde mich, wie so viele andere auch, verschiedentlich mit Freunden auf einen Glühwein treffen, Der versüßt uns dann das Schmuddelwetter – und sollte es tatsächlich bitterkalt sein, schmeckt er sowieso am besten.
Und dann gehe ich natürlich zum traditionellen Weihnachtsmarkttreffen der Bonn Greeters. Mit Austausch von Anekdoten und Informationen, einem Bummel durch die Budenstadt und Kostproben an verschiedenen Ständen machen wir uns kundig für eine Stadtbesichtigung mit unseren Gästen, der -Besuchern zufolge- zu den saisonalen Sehenswürdigkeiten in Bonn gehört.
Der Weihnachtsmarkt ist bis zum 22. Dezember von geöffnet, Verkaufsstände von 11 bis 21 Uhr, Imbiss-und Ausschankbuden sonntags bis donnerstags bis 21. 30 Uhr, freitags und samstags bis 22. 30 Uhr. Und für alle, die sich nicht so schnell vom heimeligen Setting trennen möchten, hat Bonn Tourismus in diesem Jahr erstmalig über die Vorweihnachtszeit hinaus einen Dreikönigsmarkt geplant. Er findet statt auf dem Remigiusplatz in der Zeit vom 27. Dezember bis einschließlich Montag, 6. Januar.