Baujahr 1957 und in Nierenform, gefliester Sockel und ein breites Überdach: ein (Kult-)Kiosk mitten im UN- bzw ehemaligen Regierungsviertel in Bonn.
In diesem Viertel, etwas abseits von der Innenstadt, gab es noch nie viele Geschäfte oder Lokale, in Regierungszeiten eine kleine Ladenzeile fürs Nötigste. Aber die wichtigsten Zeitungen gab es am Kiosk von Jürgen Rasche, dem nach seiner Mutter langjährigen Besitzer, wo sich die damalige Politprominenz wie Joschka Fischer und Norbert Blüm, Angestellte der umliegenden Bundesinstitutionen und Journalisten auch zu einem Kaffee oder einer Bratwurst trafen. In diesem Regierungsviertel waren die Wege zu Büros und Sitzungen oder in den Plenarsaal zu Fuß oder per Fahrrad kurz, gerne traf man sich noch zum persönlichen Austausch mangels anderer Möglichkeiten im Presseclub, in der Villa Dahm oder in der kleinen Bar unter dem Ersatzplenarsaal am Rheinufer. Oder – wie gesagt – auf einen kleinen Informationsaustausch am Büdchen.
Mit der Verlagerung der Hauptstadt nach Berlin im Jahr 1999 verlor das Bundesbüdchen zunächst an Bedeutung und musste schließlich dem Neubau des WCCB weichen (World Conference Center Bonn). Immerhin rettete der Denkmalschutz das edle Büdchen, es wurde auf einem Speditionshof eingelagert. Es blieb für die Bonner Bevölkerung ein Symbol für die Blütezeit der Stadt als Regierungssitz, daher konnte ein engagierter Förderverein schließlich die Restaurierung finanzieren und wir freuen uns heute über dieses Relikt aus Regierungszeiten, nun neben dem World Conference Center, wo Brötchen, Kuchen und mehr verkauft werden.