Cäsar, wie er da so sitzt auf dem Rheindeich in Schwarzrheindorf mit dem Rücken zum Rhein und mit Blick auf die Doppelkirche wurde 1989 anlässlich des 2000-jährigen Geburtstags dort aufgestellt. Grundlage hierfür lieferte der römische Historiker Florus, der als erster die Gründung des Römerlagers in Bonn erwähnt und dieses Ereignis auf das Jahr 11 v.Chr. datiert hatte. Auch einen Brückenschlag des römischen Heeres über den Rhein aus demselben Jahr vermutete man kurzerhand an eben derselben Stelle.
Es ist übrigens die letzte hochwassersichere Stelle auf rechtsrheinischem Ufer, bevor es nach Norden hin in die tiefer gelegenen Auen der Siegmündung geht.
Dieser Vorzug des Standorts mit seinem festen Ufer war also auch den Römern bereits aufgefallen und so hatten sie genau auf der gegenüberliegenden Seite ihr Lager angelegt.
Es war nicht nur genau einen ersten Tagesmarsch auf dem Rückweg nach Rom vom römischen Hauptort Colonia Claudia Ara Agrippinensium, also Köln, entfernt, sondern strategisch günstig gegenüber dem Ausgang des Siegtales gelegen.
Die Fährverbindung des Castrum Bonnensis mit dem anderen Ufer wurde schon bald ein bevorzugter Ort des Rheinübergangs, der auch erhalten blieb, als der Siedlungskern Bonns längst einen knappen Kilometer weiter südlich zu finden war. Hierbei waren auch die späteren Grenzen zwischen den neuen Territorien von Bedeutung. Bonn gehörte zum hauptsächlich linksrheinisch gelegenen Erzbistum Köln und war neben Neuss, Andernach und Ahrweiler einer seiner Hauptorte, wohingegen die Stadt Köln selbst nach der Schlacht von Worringen, 1288, nicht mehr dazu gehörte Das Gebiet des heutigen Beuels hatte dagegen schon immer zum rechtsrheinisch gelegenen Herzogtum Berg gehört, dennoch gab es auf der „schäl Sick“ einige verstreute Gebiete, die der kirchlichen Obrigkeit des Erzbistums unterstellt waren, wie zum Beispiel die Ortschaften Vilich mit dem Adelheidisstift, das zudem der ursprüngliche Siedlungskern des späteren Beuels war, sowie Schwarz-Rheindorf mit dem architektonischen Juwel der Doppelkirche.
Diese Kirche, 1151 geweiht, ist fast 100 Jahre älter als das Münster und gewiss eine Hauptattraktion mittelalterlicher Baukunst im Rheinland. Nur wie kommt es, dass so ein Hauptwerk nicht in einem städtischen Zentrum entstanden ist, sondern hier weit vor den Toren der Stadt auf dem Land? Das hat tatsächlich viel mit dem besagten Rheinübergang zu tun und besonders im frühen Mittelalter den noch sehr starken Machtinteressen der im Reichsverband sehr ambitioniert auftretenden Kölner Erzbischöfe. Als Kanzler des Reiches und Krönungsbischof des Kaisers hatten sie eine Position, der sie gern auch baulich entsprechend weithin sichtbare Zeichen setzten. Und auf dem Krönungsweg der Kaiser von Frankfurt, wo ihre Wahl stattfand, über Köln nach Aachen, wo ihre Salbung und Krönung erfolgte, markierte die Doppelkirche das Betreten des erzbischöflichen Territoriums, und das an markanter Stelle am Rheinufer eben an der bevorzugten Übergangsstelle.
Und es war nicht irgendein Bau, sondern eine besonders prachtvolle Rundkirche nach Vorbildern aus Byzanz und Ravenna, denselben Vorbildern, die schon vorher beim Bau des Aachener Doms richtungsweisend gewesen waren. Der oktogonale Zentralbau ist im Innern heute noch sofort in seiner geometrischen Klarheit zu erkennen. Das sich daran anschließende Längsschiff, ohne phantastische Freskenmalerei, an dessen Südseite sich auch der heutige Kircheneingang befindet, ist sehr viel jüngeren Datums und wurde erst über 400 Jahre später angebaut. Die Fresken im ursprünglichen Rundbau stammen dagegen aus dem 12. Jahrhundert. Es ist ein Zyklus zum alttestamentarischen Propheten Hesekiel (= Ezechiel), wobei die nahezu vollständig erhaltenen Wandmalereien in ihrer Art nördlich der Alpen einmalig sind. Sie verdanken ihr Vorhandensein dem Umstand, dass sie lange übermalt und vergessen waren und erst spät im 19. Jahrhundert wiederentdeckt wurden, als bei Renovierungen bereits nach denkmalschützerischen Gesichtspunkten vorgegangen wurde. In der napoleonischen Zeit nach der Säkularisierung war die Kirche gar ein Pferdestall gewesen, erst um 1840 ist sie wieder als Kirche geweiht und in den Dienst genommen worden.
Heute empfiehlt sich ein Besuch der Doppelkirche am Wochenende, weil dann sowohl draußen wie drinnen die oberen Galerien zugänglich sind und – jedenfalls auf Bonner Stadtgebiet – nirgends so wie hier eine Ahnung mittelalterlichen Lebens vor dem inneren Auge des Besuchers zu entstehen vermag. Da eine umfangreiche Renovierung der Kirche erst vor Kurzem abgeschlossen wurde, ist dies umso lohnender.
Auf dem Rheindeich liegt rechter Hand der alte jüdische Friedhof, der frei zugänglich ist. Männer bitte eine Kopfbedeckung nicht vergessen. Am Eingang gibt es inzwischen auch eine Infotafel. Bis etwa 1860 war dieser ohne jede Brückenverbindung wirklich sehr abgelegene Ort die einzige Begräbnisstätte der Bonner Juden, erst danach wurde der neue jüdische Friedhof auf der Bonner Seite an der Römerstraße eingerichtet.
Auch lohnende Ausflüge in die Siegmündung, zur Siegfähre und weiter bis zur Mondorfer Fähre sind von hier aus gut zu unternehmen.